Die NÖ KinderSommerSpiele (NÖKISS)

Bereits zum 45. Mal stehen im barocken Stift Herzogenburg Kinder und Familien im Mittelpunkt.
Wo liegt der Ursprung des Festes? Und was macht sein Geheimnis aus?

Genau am 9. Mai 1979, bereits wenige Wochen nach seiner Wahl, hatte der damals neu gewählte Propst des Stiftes Herzogenburg, Maximilian, seinen ersten offiziellen Auftritt im Parlament. Ein einzigartiger Augenblick in der jungen Karriere - er wurde immerhin von mehreren Ministern empfangen und vom Vorsitzenden sowie vom Plenum begeistert begrüßt. Der Empfang fand etwas überraschend in einer Turnhalle statt, die Minister waren zwischen 12 und 14 Jahre alt und die Mehrheit im Plenum besuchte gerade die Volksschule. Es handelte sich um die Geburtsstunde des Kinderparlaments.

1979 war das von der UNO proklamierte „Jahr des Kindes“ und in Herzogenburg hatte sich vermutlich zum vermutlich ersten Mal weltweit ein Kinderparlament zusammengefunden. Kinder stritten wie die Großen um Mandate, besetzten Ministerposten und der Finanzminister konnte schon damals nicht richtig rechnen. Die Kinder setzten sich für ihre ureigensten Interessen (wie z.B. gegen eine sinnlose Pausenordnung wie in einem Gefängnis) ein.

Die 1970er-Jahre waren das eigentliche Jahrzehnt der Kinderarbeit in der Pfarre Herzogenburg. Das weltweit erste Kinderparlament und natürlich die Gründung und der Ausbau der NÖ KinderSommerSpiele (zu Beginn noch das Kindervolksfest) sind ein wesentlicher Beleg dafür. Eigentlicher Ursprung war eine aus Mädchen und Buben unterschiedlicher Altersgruppen (Orgelpfeifen-System) zusammengesetzte Jungschargruppe, die als Indianerstamm geführt wurde. Tischlermeister Bertl Rumpler leitete diese indianisch geprägte Kindergruppe, bei der sich wöchentlich 30 bis 40 Kinder trafen und im Sommer auf große Züge aufbrachen, die teils legendären Jungscharlager.

Kindern vertrauen und zutrauen

Bei den Wakaiuk-Apachen wurde Kindern viel zugemutet. Ein 10-Jähriger konnte schon einmal die Verantwortung als Koch für weitere 10 Kinder übernehmen. Eine 9-Jährige war für das Feuermachen am Morgen und Abend unter den Kochkesseln zuständig, ein 8-Jähriger musste bei Regen trockenes Holz dafür besorgen. Dazu kamen Wanderungen von täglich bis zu 25 km, die Zelte mussten jeden Abend von den Kindern auf- und am Morgen wieder abgebaut werden. Die Großen (mit 13 oder 14) kümmerten sich um die Kleinen. Die Kleinen lernten spielerisch von den Großen.

Da sein, mithelfen und nicht fragen

Vielleicht ist es dieser Geist, des ungefragt einfach für andere „Daseins“, der die NÖ KinderSommerSpiele bis heute prägt. Der Einsatz hunderter ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagt fast schon alles über das Fest aus, bis heute. Kinder dürfen (und sollen) mitarbeiten; in allen Bereichen vom Auf- und Abbau, wo sich Volksschulkinder am Akku-Schrauber bewehren, bis hin zum Saftstand, wo mit dem Verkauf von Saft Geld für benachteiligte Kinder in allen Weltregionen gesammelt wird. Am Dach des Stiftes hält der hl. Augustinus ein brennendes Herz in der Hand. Bei den NÖKISS sind Menschen begeistert dabei, sie brennen für Ihre Aufgabe, sind Amateure (Liebhaber) dessen was Sie für Kinder und Familien tun

Kunst und Kultur / Spiel und Spaß

Die NÖ KinderSommerSpiele sind mittlerweile das größte Kinderkultur-Festival Österreichs. Dutzende Puppenspieler, Liedermacher und Kindertheatergruppen treten an den sechs Festtagen auf. Spiel und Spaß kommen niemals zu kurz.

Selbst aktiv werden

Bei den Werkstätten, im Kreativdorf oder beim Textil-Design können die jungen Künstlerinnen und Künstler (und das sind alle Kinder von Geburt an) ihre Kreativität ausleben. Ein spannender Weg ist oftmals der erste Schritt auf eine große Bühne. Vor großem Publikum ein Lied zu singen kann für einen 4-Jährigen ein großer Schritt hinaus in die Welt bedeuten. Was kann es Großartigeres geben, als einen herzlichen und begeisterten Applaus dafür zu ernten, von anderen Wertschätzung zu erfahren?

Erfüllte Zeit

Vielleicht sind ja die 6 Festivaltage für viele Kinder und Familien am Ende der Ferien eine ganz besondere Zeit. Es sind erfüllte Tage, es ist geschenkte Zeit, die viele gemeinsam nutzen. Kinder haben ein Recht auf solch erfüllte Zeiten mit ihren Freunden und Familien.

Lasst die Kinder zu mir kommen

Den geistigen und geistlichen Hintergrund bildet der Konvent des 900-jährigen Stift Herzogenburg, das sich ganz bewusst Kindern und Familien geöffnet hat und zuwendet. Es ist der eigentliche Auftrag Jesus aus dem Matthäus-Evangelium. „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.“ (Mt 19,14)
Kinder sind schon ein kleines Stück des Himmels. Das Fest von und für Kinder und Familien soll dafür ein Zeichen sein. Jeder von 3 bis 99 Jahren darf und soll bei den NÖKISS Kind sein.