Abschaffung oder Erhalt der Sonderschule?

Mit Jahresbeginn 2017 kommt plötzlich ruckartig Bewegung in das Thema Inklusion.
Kaum erfahren wir von Lobby4kids davon, dass Stadträtin Frauenberger zum Beispiel sie auf die oberste Agenda gesetzt hat, gibt es auch schon eine Personalrochade bei der SPÖ – wobei uns der Wechsel von der Integration in die Gesundheit nicht stört, ist doch Inklusion ein Thema für beide Ressorts. Jedenfalls gäbe es derzeit beinahe täglich ein bis zwei Termine wahrzunehmen.
Wie gut, dass das Netzwerk inzwischen so gut funktioniert, dass sich auch Mitglieder außerhalb des Vorstandes anbieten, Veranstaltungen wahrzunehmen. 

Eine davon hielten die Neos Mitte Jänner ab. Zwar fehlte laut Beobachterinnen ein bisschen der Gestaltungswille, jedoch kamen alle zu Wort, BefürworterInnen wie GegnerInnen des inklusiven Systems. Bald darauf war in den Medien zu lesen, dass Ministerin Hammerschmid nun die endgültige Abschaffung der Sonderschulen verkündet, was, wie erwartet, einen Sturm der Entrüstung nach sich zog. Eigentlich erstaunlich, denn dieser Gedanke ist weder neu, noch stammt er von der Ministerin selber. Auf Rückfrage bei den Medien erfahrt frau, dass es den gut recherchierenden JournalistInnen sehr wohl bewusst ist, dass es sich hier um einen lang gehegten Plan in Verbindung mit der Umsetzung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen, Artikel 24, handelt – allerdings werden auch die Journalistinnen das Gefühl nicht los, dass man versucht, sich eine Hintertüre offen zu lassen, indem man bewusst auf die Aufzeigung der Zusammenhänge verzichtet.
Schon fürchten besorgte Eltern um ihren geschützten Schulplatz, was verständlich ist, wenn Integrationsversuche in Regelklassen in der Vergangenheit missglückt sind.

Auch die Lebenshilfe weist auf die eigentlich Gefahr hin: Das inklusive System ist absolut zu begrüßen, aber man kann es nicht naiv angehen und die Sonderschulen abschaffen, bevor genügend Ressourcen für die inklusive Schule bereit gestellt worden sind.
Das ist aber genau das, was momentan passiert: Kinder mit chronische Erkrankungen und Behinderungen werden einfach in Regelklassen hineingestellt und die PädagogInnen damit komplett überfordert, oder sie werden derzeit noch exkludiert, weil Grundlagen und auch der gute Wille fehlen.

Mehr Sorgen als die Abschaffung eines segregierendes Systems macht aber die PädagogInennausbildung neu, die in keiner Weise Ersatz für die echte Ausbildung von SonderpädagogInnen ist, vor allem, da gerade medizinische Ausbildungsteile empfindlich gekürzt wurden.
Wir wünschen uns, dass Sonderschulen mit ihren tollen Einrichtungen und Angeboten sich inklusiv öffnen für alle Kinder (umgekehrte Inklusion), dass bei der Ausbildung neu nachgebessert wird und dass die Deckelung von 2,7 viele Kinder, die den sonderpädagogischen Förderbedarf brauchen, würden sonst darum umfallen, während darauf geachtet werden muss, dass Kinder mit Migrationshintergrund und sprachlichen Anfangsschwierigkeiten nicht mehr dazu gezählt werden. Jedes Kind muss die Unterstützung bekommen, die es benötigt – nur dann kann Inklusion gelingen.

Quelle: PKM Newsletter