No Future oder Pro Futurum? Das falsche Klischee der verdrossenen und radikalen Jugend

Ein frei erfundenes Zitat über (Nieder-)Österreichs Jugendliche könnte so lauten: „Sie sind politisch verdrossen und radikal! Eine Generation ohne Zukunft, quasi ‚no future’ auf neudeutsch. Deshalb am rechten Rand angesiedelt und für rechtsextreme Rattenfänger leicht gewinnbar. Oder linke Dauerprotestierer ohne Bezug zum wirklichen Leben. Und der Großteil ist noch schlimmer, weil nur dumme Egoisten und total desinteressiert.“

Klingen solche Worte vertraut? Manchmal leider ja, weil von Erwachsenen oft solche Klischees als Legende verbreitet werden. Besteht jedoch die Jugend wirklich aus lauter Ignoranten? Mit wenig Gemeinschaftsgefühl und an gesellschaftlichen Themen von Wirtschaft bis Umwelt desinteressiert? Pessimistisch und frustriert sowie deshalb immer nur dagegen?

Natürlich gibt es solche Jugendliche. Doch das sind nicht annähernd alle. Vor allem Medien sollten anerkennen, dass es „den typischen Jugendlichen“ nicht gibt, sondern differenzierter urteilen. Ja, das Politikinteresse vieler Jungbürger ist oft mittelmäßig bis mäßig. Fairerweise muss man an dieser Stelle jedoch ergänzen, dass das weder früher besser war noch unter Älteren anders ist. Wir Erwachsene idealisieren uns selbst und verteufeln die Jugend.

Manchmal ist die Jugendberichterstattung oder sind Eindrücke der Jugendkultur auch zu sehr auf Teile der städtischen Umgebung konzentriert. So wird übersehen, dass es neben den Enttäuschten durchaus ein großes Potential jener gibt, die an politischen Entscheidungsprozessen teilhaben wollen. Gerade im ländlichen Raum. Und obwohl es pathetisch klingt: Diese Jugendlichen am Land und genauso in der Stadt sind die Zukunft des Landes und verdienen mehr Aufmerksamkeit, weil sie viel für die Zukunft tun wollen.

Entgegen allen Klischees sehen – so die Daten des Jugendmonitors, einer vierteljährlich bundesweit durchgeführten Studie - bis zu 80 Prozent der Jugendlichen den nächsten Monaten und Jahren zuversichtlich entgegen. Genauso haben Ehrenämter und Freiwilligentätigkeit für Vereine oder andere Organisationen einen hohen Stellenwert. Das ist durchaus politisch, auch oder gerade weil es nichts mit Parteien zu tun hat. Zudem ist die Mehrheit der Jugend in ihren Lebensvorstellungen vom Familienbild bis zu den Geschlechterrollen weit konservativer als man gemeinhin glaubt.

Warum trotzdem oft ein falscher Eindruck vermittelt wird? Jene womöglich nur 10 oder 20 Prozent, die als Möchtegern-Radikalinskis auffallen, sind medial die dankbarere Geschichte. Der ungleich größere Rest erscheint Journalisten zu langweilig. Zugleich sollten Erwachsene aufhören, die Jugend als Revoluzzer darzustellen, wie man früher selbst gern gewesen wäre – und nie war.