Kinderrechte digital erlernen, erforschen, erleben

Kinderrechtsbildung ist jeweils im Kontext der konkreten Realität unserer Kinder und Jugendlichen zu sehen. Es ist unbestritten, dass Medien aller Art, vor allem aber die digitalen Medien, bereits als 3. Kulturtechnik gesehen werden und aus der Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken sind. Die Beherrschung der Kulturtechniken Schreiben und Lesen muss als notwendige Voraussetzung für das Nutzen der digitalen Medien gesehen werden. Digitale Medien, digitale Werkzeuge dienen der zeit- und ortsunabhängigen Vermittlung und Verarbeitung von Gedanken, von Informationen, von Wissen. Dergestalt sind sie als Bildungsmedien nutzbar, benötigen aber ein didaktisches Szenario, damit sie nicht zur Beschäftigungstherapie bzw. zur Spielerei verkommen. Eltern, Erzieher und Lehrende sind gleichermaßen gefordert, denn „nicht die Technik bringt die Gefahr oder den Segen, sondern der Mensch, der sie schafft und sich ihrer bedient“ (Kuhn 2015). Beim gemeinsamen Entdecken und Staunen sind Eltern, Erzieher und Lehrende gleichermaßen aufgefordert, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen digitale Medien als Werkzeuge kreativ zu nutzen.

Sie eröffnen die Chance, in Eigenaktivität auf motivierende Weise (Kerres 2002) Wissen zu erwerben und anzuwenden, Einstellungen und Haltungen aufzubauen z.B. durch Rollentausch und sie ermöglichen Kindern und Jugendlichen, Handlungskompetenz im Sinne der Kinderrechte zu erwerben (Bayer 2015) unter Rücksichtnahme auf die Diversität und die Vielfalt von Weltanschauungen. Digitale Medien sind daher Teil der Auseinandersetzung der Kinder und Jugendlichen mit sich selbst (intrapersonaler Dialog), mit anderen und der Welt (interpersonaler Dialog). In diesem Sinne dienen digitale Medien nicht nur der Anregung von Denkprozessen, der Aktivierung des Anschauungsvermögens, der Wissensorganisation, sondern der Entwicklung der Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen.

An zwei Beispielen soll dargestellt werden, wie unterschiedliche kostenlose digitale Werkzeuge, die für Eltern, Lehrende, Jugendliche und auch Kinder leicht und schnell anwendbar sind, zur Bewußtseinsbildung und somit zur Kompetenzentwicklung im Bereich der Kinderrechtsbildung einen Beitrag leisten können.

Digitale minibooks (http://www.minibooks.ch/minibooks_schreiben.cfm)
Sprache: Deutsch
Technische Daten: kostenlos, kein Login nötig, Vorkenntnisse nicht erforderlich
Mini books lassen sich am PC, am Tablet und sogar am Handy schreiben
Varianten für den Einsatz in der Kinderrechtsbildung

  • Wähle aus den Kinderrechten 3 Rechte aus, die dir am wichtigsten sind, schreibe eine Geschichte darüber
  • Versetze dich in ein Kind, das nicht zur Schule gehen kann sondern arbeiten muss, schreibe aus dieser Perspektive eine Geschichte
  • Suche für jede Seite des minibooks einen Begriff, den Du mit Würde verbindest, erkläre auf der entsprechenden Seite den Begriff
  • Erzähle aus deinem Leben: Wann hast du dich schon würdelos gefühlt

Cube Creator (http://www.readwritethink.org/files/resources/interactives/cube_creator/)
Sprache: Englisch
Technische Daten: kostenlos, kein Login nötig, Vorkenntnisse nicht erforderlich, kann online am Computer und am Tablet bearbeitet werden
Varianten für den Einsatz in der Kinderrechtsbildung

  • Gestalte den Würfel mit den Eckdaten eines Vertreters der Kinderrechte aus der Geschichte
  • Stelle die Geschichte der Kinderrechte auf den einzelnen Seiten des Würfels dar
  • Erkläre Begriffe auf den einzelnen Seiten (z.B. Würde, Partizipation, Freiheit...)
  • Widme jeweils eine Seite des Würfels einer Organisation, die sich den Kinderrechten widmet.


Hier ist nur eine kleine Auswahl an kreativen Möglichkeiten angeführt. Es geht im Wesentlichen darum, zu entscheiden, welche Inhalte in komprimierter Form mit Hilfe von digitalen Werkzeugen dargestellt werden. Das Verdichten von Material, von Inhalten im Sinne von „less is more“ regt Kinder und Jugendliche zu einer intensiven Beschäftigung mit den Kinderrechten an, die mit Hilfe eines digitalen Werkzeuges erlernt, erforscht und erlebt werden sollen.
Durch die kreative Auseinandersetzung mit den Kinderrechten kann es gelingen, dass Kinder und Jugendliche mit „Kopf“, „Herz“ und „Händen“ den Kinderrechten in ihrer Lebenswirklichkeit Gestalt verleihen, indem sie ihr Wissen anwenden und durch kreativen Zugang sehend werden für die Kinderrechte.

Literatur
Bayer Monika (2015), Kinderrechtliches Geocaching, in Peterschofsky-Orange, Gabriela; Kerschbaumer Johannes (Hg.)(2015),Kinderrechte Wunsch und Wirklichkeit .Kinder haben Rechte – oder…. Schriftenreihe NÖ Kinder& Jugendanwaltschaft, St. Pölten: Amtsdruckerei NÖ Landesregierung , S. 39-54
Bayer, Monika; Dangl Oskar (2015), Unterrichtsmaterialien/Pro Dateien für die Menschenrechtserziehung, in: Lindner, Doris/Krobath, Thomas (Hrsg.): Vielfalt(en) erforschen. Tag der Forschung 2014. Reihe: Schriften der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems, Band 10. Wien/Berlin:LIT-VERLAG, 146-155
Kerres, Michael (2002), Bunter, besser, billiger? Zum Mehrwert digitaler Medien in der Bildung, in: it+ti – Informationstechnik und Technische Informatik 44 (2002) 4, Oldenburg Verlag, S. 187-192
Kuhr Rudolf (2014), Menschliche Zukunft.Über die eigentlichen Probleme und Lösungen,
http://www.humanistische-aktion.de/zukunft.htm [2.5.2017]
Oswald Sabrina (2015), Storytelling – Mut zur Emotion macht sich bezahlt, in: Hecke, Meral Akin; Röthle, David (2015), Das neue Arbeiten im Netz. Bundeskanzleramt Österreich,
https://www.werdedigital.at/wp-content/uploads/2015/01/WD_DNA_bf_final.pdf, [2.5.2017],S. 116-118