"Ich habe mich in jemand anderen verliebt!" - Trennung-wie sag ich es meinem Kind?

„Ich habe mich in jemand anderen verliebt, es tut mir leid!“, Juli 2014 - mein damaliger Partner, Vater unseres gemeinsamen 5,5 Jahre alten Sohns, sagte mir diese Worte mit Tränen in den Augen. Kurz davor hatte ich schon eine gewisse Ahnung, jetzt die Gewissheit, dass unsere mehr als 11-jährige Beziehung endgültig vor dem Aus stand. Schock, aber auch eine Spur Beruhigung, die Fakten zu kennen, machten mich sonderbar klar im Kopf. Mir war immer bewusst, wenn Trennung, dann zum Wohle des Kindes, der beide Elternteile braucht. In langen sehr emotionalen Gesprächen versuchten wir beide unsere Beziehungsende und die Zeit danach zu planen, leicht war es nicht und immer wieder kam es zu Vorwürfen und sehr bewegenden Momenten.

Trennungen können auch ganz anderes ablaufen. Jahrelange Streitigkeiten gehen ihnen oft voran, tiefe Verletzungen sind passiert, bis einer der Partner dann doch die Reißleine zieht und geht. Auseinandersetzungen sollten nicht direkt vor den Kindern ausgetragen werden, allerdings auch nicht vor ihnen geheim halten, denn dann ist der Schock nachher für sie umso größer. Kinder spüren instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung ist, beziehen Spannungen auf sich selbst und haben Schuldgefühle. Wichtig für ihr weiteres Leben ist, eine Streitkultur von ihren Eltern zu lernen. Meinungsverschiedenheiten dürfen sein, der andere hat auch ein Recht auf seine Sicht der Dinge, klar sagen, was ich nicht will, welche Gefühle es bei mir auslöst und was mich verletzt. Hier haben beide Elternteile eine Vorbildfunktion, Kinder lernen meist durch Beobachtung von ihren Bezugspersonen.
Wenn es Unstimmigkeiten in der Familie gibt, diese in einer ruhigen Minute den Kindern erklären, Probleme wie Arbeitslosigkeit, Geldknappheit oder Krankheit versuchen kindgerechte mitzuteilen. „Der Papa hat eine andere Frau lieb, aber uns auch. Daher wird er jetzt nicht mehr bei uns wohnen, aber ihr werdet euch trotzdem immer wieder sehen. Wenn ich traurig bin, dann bin ich das wegen dem Papa, nicht wegen Dir.“, war die Erklärung für meinen Sohn.

Holen Sie sich auch in der ersten Zeit der Trennung Unterstützung. Vertrauen Sie sich Menschen an, die Ihnen guttun, lassen Sie sich trösten, vielleicht verbringen Sie erst mal ein paar Tage für sich oder suchen Rat bei Familienberatungsstellen. Wichtig - dem Kind immer vermitteln, dass niemand Schuld hat, am wenigsten das Kind selbst, sondern, dass für die Situation mehrere Faktoren verantwortlich waren. Vermeiden Sie, den anderen vor dem Kind schlecht zu machen, Kinder sind loyal und befinden sich in einem Gewissenskonflikt, der sie stark belastet, weil sie beide Eltern lieben. Geben Sie sich selbst Zeit, eine Trennung zu verkraften dauert seine Zeit. Es wird Phasen der Verzweiflung, der Wut und der inneren Leere geben, vielleicht werden Sie auch nochmal versuchen, um den Partner oder die Partnerin zu kämpfen oder die Trennung rückgängig zu machen, bis Sie akzeptieren und loslassen können.

Beobachten Sie in der Trennungsphase Ihre Kinder, ob sie Verhaltensänderungen zeigen. Das kann sein, dass sie sich zurückziehen, besonders zornig und trotzig reagieren, schulische Leistungen nachlassen, körperliche Beschwerden, wie Bauch- oder Kopfschmerzen sich häufen, auch Einnässen kann wieder vorkommen.
Hier hilft besonders aktives Zuhören: Wenn Ihr Kind bedrückt scheint, setzen Sie sich mit ihm zusammen, bei Burschen kann es auch hilfreich sein, daneben etwas gemeinsam zu tun. Sagen Sie Ihrem Kind, wie es auf Sie wirkt und warten ab, was kommt. Will Ihr Sohn oder Tochter nichts sagen, bestehen Sie nicht drauf, sondern vermitteln, dass Sie immer da sind und ein offenes Ohr haben. Will Ihr Kind reden, dann hören Sie zu, wiederholen, was Sie gehört haben und fassen zusammen. Bitte keine Ratschläge oder Ablenkungen, sonst fühlt sich das Kind nicht verstanden. Versuchen Sie auch das Gefühl und das Bedürfnis hinter den Aussagen heraus zu finden.

Das kann so ablaufen:
Sohn: Beim Papa habe ich immer gleich am Abend einschlafen können, der hat mir am Handy immer ein Märchen vorgespielt!
Mama: Ah, beim Papa bist Du gleich eingeschlafen, weil er Dir etwas vorgespielt hat?!
Sohn: Ja, das waren Märchen, die man anhören hat können!
Mama: Kannst Du Dich noch an ein Märchen erinnern?
Sohn: Ja, da war eine Schatzinsel und Piraten, die nach dem Schatz gesucht haben.
Mama: Geht Dir der Papa ab, weil er Dir jetzt nichts mehr am Abend vorspielen kann?
Sohn: Ja!
Mama: Was könnten wir jetzt tun?
Sohn: Spielst Du mir am Handy ein Märchen vor und können wir den Papa anrufen, wann er wieder kommt?
Mama: Ja, das machen wir. Morgen in der Früh rufen wir ihn gleich an und jetzt darfst Du Dir noch ein Märchen aussuchen.

Gerade in der Phase nach der Trennung sind ein geregelter Tagesablauf, Struktur und liebevolle Grenzen besonders wichtig. Sie geben den Kindern Halt und Orientierung, möglicherweise werden Ihre Kinder versuchen, was bisher gegolten hat, in Frage zu stellen. Sätze wie: „Aber beim Papa darf ich bis 10 Uhr aufbleiben!“, können manche Mutter in Rage bringen. Versuchen Sie trotzdem ruhig zu bleiben und Regeln, die zu Hause vereinbart wurden, auch weiter einzufordern. „Aber zu Hause gehst Du um halb neun schlafen! Mir ist wichtig, dass Du ausreichend Schlaf bekommst, bitte geh jetzt ins Bett!“
Begleiten Sie Ihr Kind ins Zimmer, es kann sein, dass es nochmal über etwas reden möchte oder noch jemanden zum Kuscheln braucht. 

Oftmals sind Verzweiflung und Unsicherheit gewaltig, ein vielfältiges Angebot an Beratungen und Seminaren ermöglicht es Ihnen und Ihren Kindern die schwierige Phase der Trennung bestmöglich zu überwinden.

Hier erhalten Sie und Ihre Kinder kompetente Hilfe:

Sollten Sie den Eindruck haben, Ihr Kind braucht noch zusätzliche Unterstützung, kann eine Rainbows – Gruppe das Richtige sein. Hier lernt das Kind Trauer- und Verlusterlebnisse mitzuteilen und zu verarbeiten. Durch Spiele und verschiedene Methoden in einer Kleingruppe mit Gleichgesinnten, entwickeln Kinder und Jugendliche wieder Selbstvertrauen und Mut.
Weitere Infos:  www.rainbows.at

Für Eltern gibt es Gruppen-und Einzel-Coaching bei der Elternwerkstatt, in denen Sie die oben erwähnten Methoden lernen und individuelle Lösungen auf Ihre Fragen finden und in jedem Fall die Kommunikation zu Ihren Kindern verbessern.

Weiter Infos: http://www.elternwerkstatt.at/angebote/fuer-eltern/trennungscheidung/