FAB Jugendcoaching: ein freiwilliges und kostenloses Unterstützungsprogramm für die Zielgruppe der außerschulischen, sogenannten NEET-Jugendlichen

Ausgangslage

Die Jugendphase geht einher mit einer zunehmenden Ablösung von den emotionalen Bindungen an das Elternhaus sowie dem Streben nach immer mehr Selbstbestimmung. Junge Menschen stehen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt allerdings großen Herausforderungen gegenüber, zumal viele von ihnen keine unmittelbaren Erfolge verzeichnen können. Manche Jugendliche schaffen diesen Übergang von Schule ins Berufsleben nicht bzw. verlassen die Schule frühzeitig – ohne Abschlüsse (early school leavers). Diese jungen Menschen sind außerhalb aller (Aus)Bildungssysteme und werden NEET-Jugendliche genannt (not in employment, education or training).
Für diese ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen gibt es seit Beginn 2013 im Rahmen des Netzwerks Berufliche assistenz (NEBA) das vom Sozialministeriumservice und mittlerweile auch vom ESF geförderte Jugendcoaching, das zum Ziel hat, diesen Übergang zu begleiten und erfolgreich zu gestalten.

Wer sind NEET-Jugendliche – wer ist unsere Zielgruppe?

Im EU-Durchschnitt zählen 13% der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren im Jahr 2013 zu den sogenannten NEET-Jugendlichen In Österreich sind ca. 75.000 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahren betroffen, das sind 8,2% der Altersgruppe.
In Niederösterreich gehörten im 2013 ca. 13.600 Jugendliche zur Gruppe der NEETs, das sind 7,2% der niederösterreichischen Bevölkerung in dieser Altersgruppe. Jugendliche mit Migrationshintergrund haben ein fast drei Mal so hohes Risiko zur Gruppe der NEET-Jugendlichen zu gehören. Vor allem EinwanderInnen der ersten Generation, die oft nicht gut deutsch sprechen, sind betroffen. MigrantInnen und Jugendliche mit Beeinträchtigungen sind am Arbeitsmarkt selbst bei mittlerer oder hoher Qualifikation, stark benachteiligt.
NEET-Jugendliche haben sehr unterschiedliche soziale Umfelder, sie sind also keine homogene Gruppe. So haben junge Menschen, deren Eltern eine niedrige Bildung aufweisen, ein doppelt so hohes Risiko sich weder im Bildungs- noch im Beschäftigungswesen zu befinden. Gleiches gilt für Jugendliche die in einem Haushalt mit niedrigem Einkommen leben oder deren Eltern arbeitslos sind. Bildungsbenachteiligungen werden „sozial vererbt“ und festigen sich nach der Schulpflicht am Arbeitsmarkt. Jugendliche mit unzureichender Berufsausbildung bzw. Kompetenzen sind mit einer äußerst schwierigen Situation am Arbeitsmarkt konfrontiert.
Durch den Strukturwandel in Richtung „Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft“ verlieren
produktionsorientierte und niedrig qualifizierte Tätigkeiten an Bedeutung und es herrscht nur eine geringe Nachfrage nach niedrig qualifizierten Beschäftigten. Weiters stehen besonders Jugendliche vermehrt unter Druck auf die ständig steigenden Kompetenz- und Qualifikationsanforderungen adäquat zu reagieren und sich anzupassen. Eine weitere Herausforderung besteht für sie auch darin, Informationen zum Thema Beruf und Bildung einzuholen und die persönlich „richtige“ Bildungs- und Berufswahl zu treffen. Zudem müssen Jugendliche „soft skills“ wie Selbstvertrauen, Motivation, Selbstkontrolle und zwischenmenschliche Fähigkeiten entwickeln, um einen erfolgreichen Berufseinstieg zu erlangen.
Zu den oben angeführten Benachteiligungen junger Menschen, die sich durch das Beschäftigungssystem ergeben, kommen soziale Benachteiligungen. die beispielsweise auf Lernschwächen, psychische Problemen, Suchtproblematik bzw. Substitution, Migrationshintergrund, mangelnden Sprachkenntnissen, familiär bedingten Benachteiligungen, nicht (ausreichend) geregelter Kinderbetreuung, Schulden, fehlendem einwandfreien Leumund oder Wohnungsproblemen fußen.
Die individuelle Weg einer Person sich zu einem NEET zu entwickeln wird von verschiedenen Faktoren begünstigt: Persönlichkeitsmerkmale, familiäre Gründe, schulbezogene Gründe (beispielsweise Mobbing, Überforderung, Druck in Bezug auf Schulleistungen, unzureichende Unterstützung bei Schwierigkeiten in der Schule) sowie arbeitsbezogene Gründe.
Auf der psychosozialen Ebene lassen sich ebenfalls Auswirkungen feststellen, die durch unterschiedliche Lebensbereiche und Faktoren beeinflusst werden. Hierzu zählen hauptsächlich die finanzielle Situation, die Familienbeziehungen, soziale Kontakte, Freizeitverhalten und Zukunftsperspektiven bis hin zu Identitätsverlust, mangelndem Selbstwert, Handlungs- und Lernunfähigkeit, Depression, aggressiven oder apathischen Verhaltensweisen, psychosomatischen Erkrankungen, Drogenabhängigkeit, Motivationsproblemen, Verwahrlosung bzw. Kriminalität. Eine weitere Folge von Arbeitslosigkeit ist der Verlust einer geregelten Zeitstruktur, weil deren Einhaltung für die/den Betroffene/n keinen Sinn mehr macht.

Aufgaben und Ziele des Jugendcoachings

Das Jugendcoaching des FAB berät und unterstützt Jugendliche von 15 - 19 Jahre, sowie junge Erwachsene bis 24 Jahre, die einen Sonderpädagogischen Förderbedarf und/oder eine diagnostizierte Beeinträchtigungen haben. Mittels Case Management und geeigneter Angebote sollen diese Jugendlichen zu einem nochmaligen Schulbesuch und dem Abschluss von mindestens der Sekundarstufe I gewonnen werden. Sollte dieses Ziel nicht umgesetzt werden können, so gilt es, die Jugendlichen an weiterführende Systeme heranzuführen, um letztlich ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Hier sind als mögliche Folgeangebote Aus- und Weiterbildungen, Praktika, Lehren bzw. Teilqualifizierungen oder die Anbindung der Jugendlichen an das AMS zu nennen.
Ziele des Jugendcoaching ist es,

  • ausgrenzungsgefährdete Jugendliche einzeln zu beraten und zu begleiten sodass der individuell richtige     Bildungsweg gefunden wird
  • verstärkt Orientierung in Bezug auf die eigene Bildungs- und Berufslaufbahn zu geben, speziell auch für jugendliche mit SPF (Sonderpädagogischem Förderbedarf) und/oder Benachteiligungen
  • bei der Bewältigung von psychischen Problemen, die den Bildungsweg gefährden, zu unterstützen
  • Beratungsstellen bzw. auch zu Praktikumsplätzen weiter zu vermitteln


Teilziele des Jugendcoachings sind in erster Linie die persönliche und soziale Stabilisierung sowie die
Klärung persönlicher Problemfelder zu nennen. Dies wird u.a. durch Beratung zu familiären Problemen sowie Beratung und Verweis bzw. Zuführung in jeweilige adäquate Hilfssysteme.

Arbeitsweise

Der Aufbau einer Vertrauensbasis zwischen den Jugendlichen und ihren Coaches steht am Beginn eines erfolgreichen Coachingprozesses, gefolgt von einer kontinuierlichen und durchgängigen Begleitung und Betreuung durch ein und dieselbe/denselben Coach. Im Sinne des ressourcenorientierten Ansatzes werden die Jugendlichen nicht in ihren Defiziten gesehen, vielmehr wird der Fokus auf ihre Ressourcen und Fähigkeiten gelegt. Dem entsprechend bauen die BeraterInnen des Jugendcoachings eine Vertrauensbasis zu den Jugendlichen auf, um gemeinsam mit ihnen – in Bezug auf eine Zukunftsplanung –Stärken, Kenntnisse, Kompetenzen, Fähigkeiten und Interessen abzuklären und ihnen ihre soziale Beziehungen und unterstützende Netzwerke aufzuzeigen. Den Jugendlichen werden seitens der Coaches ihre Kompetenzen klar aufgezeigt und sie werden dabei unterstützt ihre eigenen Fähigkeiten zu nutzen sowie Ressourcen aus ihrer Umwelt aktiv heranzuziehen und zu nutzen. Die Jugendlichen sollen dahingehend befähigt werden, eine für sie adäquate Entscheidung für ihre (Aus-)Bildung nach Beendigung der Pflichtschulzeit treffen zu
können. Es soll dadurch – im Sinne einer nachhaltigen Strategie zur Laufbahnverbesserung – erreicht werden, dass bereits aus dem System ausgegrenzte Jugendliche wieder in die Schule reintegriert werden bzw. in der Folge eine Berufsausbildung anstreben.
Mit Jugendlichen bei welchen die Reintegration in eine Schule bzw. der Übergang in weiterführende Qualifizierungen nicht realistisch erscheint, werden entsprechende Teil- bzw. Alternativziele erarbeitet. Hier sind beispielsweise die persönliche und soziale Stabilisierung, die Klärung persönlicher Problematiken.

Teilnahmevoraussetzungen

Unsere große Prämisse ist die Freiwilligkeit. JedEr Jugendliche soll sich aus freien Stücken bei uns melden und gemeinsam an der Erreichung ihren/seinem selbstgesetzten Ziels arbeiten wollen. Die interessierten Jugendlichen müssen in die Alterszielgruppe fallen. Für jene, denen wir keine Betreuung anbieten können, da sie nicht zu unserer Zielgruppe gehören, verweisen wir immer auf ein anderes Unterstützungsprogramm und stellen Kontakte her.

Dauer des Jugendcoachings

Wir bieten Unterstützung von einer einmaligen Beratung bis zu einer Begleitung von bis zu einem Jahr an. Eine mehrmalige Teilnahme ist prinzipiell möglich. Die Beratungen finden in einem kontinuierlichen Rhythmus statt und werden individuell vereinbart.

Wo sind wir zu finden?

Das Jugendcoaching-Team des FAB arbeitet im ganzen Landesgebiet von NÖ und verfügt über 5 Büros und zusätzlich 19 Standorte, an denen wir Beratungen anbieten. Sollte es nicht möglich sein, diese zu erreichen, bieten wir auch Hausbesuche an.
Wir verfügen über eine Hotline, die von Montag bis Freitag an Werktagen besetzt ist und sind per E-Mail
erreichbar.

FAB-Jugendcoaching-Hotline: 0664/88 35 66 88
jugendcoaching(at)fab.at